David Ranftler, ist Team-Kapitän des Vierer-Teams von sipgate bei den Offenen Düsseldorfer Stadtmeisterschaften bei „Rund um die Kö“. Außerdem ist sipgate unser Hauptsponsor bei „Rund um die Kö“. Dass ein Unternehmen in Düsseldorf ein Radsportteam hat, ist ungewöhnlich. Über all das und mehr spricht David Ranftler mit Stephan Hörsken in diesem Interview.

Wie ist es dazu gekommen, dass es bei sipgate ein Radsportteam oder auch Rennrad fahrende Kolleginnen und Kollegen gibt?

Das ist eine gute Frage. Wir sind ja kein ganz kleines Unternehmen mehr, sondern inzwischen rund dreihundert Leute. Und Radsport ist ja kein Nischensport mehr, das machen viele von uns. Ich glaube, vor ein, zwei Jahren haben wir uns das erste Mal getroffen und gesagt, es scheint ja hier einen Dutzend Leute zu geben, die regelmäßig Rennrad fahren; lasst uns doch zusammen eine Ausfahrt machen. Dann sind wir nach Feierabend im Büro losgefahren, meistens flache Strecken, und es hat sich eine Gruppe zusammengefunden, die das seitdem regelmäßig macht. Mittlerweile gibt es auch eine WhatsApp-Gruppe, wo man sich abstimmen und Fragen stellen kann, zum Beispiel welche Kassette wohl die geeignetste ist, um über die Alpen zu cruisen… solche Geschichten. Zu „Rund um die Kö“ kommen wir wie schon letztes Jahr als Vierer-Team, weil es etwas besonderes ist, im Vierer-Team zu fahren. Bei einer regulären Ausfahrt gibt man erstens nicht so viel Gas, zweitens fährt man auch nicht so diszipliniert wie bei „Rund um die Kö“, was ja fast schon ein Bahnrennen ist.

David Ranftler, Teamkapitän sipgate bei den Offenen Düsseldorfer Stadtmeisterschaften
David Ranftler, Teamkapitän sipgate

Wie bist Du persönlich zum Rennradfahren gekommen?

Früher habe ich über lange Zeit Ausdauersport gemacht, vor allem Leichtathletik. Nach dem Studium habe ich dann nach einer anderen Sportart gesucht als Laufen. Ich hatte mir bereits ein ganz altes Stahlrad zugelegt und es dann irgendwann upgegradet auf ein gebrauchtes Carbon-Rad. So habe ich begonnen, mich mit dem Radsport zu beschäftigen, viel über das Internet. So hat es sich dann auch ergeben, dass man im Bekanntenkreis oder bei der Arbeit mit anderen Leuten zusammen gefahren ist.

Gibt’s Menschen, Idole oder Sportler, von denen Du sagst, die finde ich toll, die üben auf mich Anziehungskraft aus, das sind Vorbilder?

Ich glaube, ich würde zwei nennen: Im Radsport folge ich viel Lachlan Morton, weil ich es cool finde, wie unbeschwert er an die Sportart rangeht. Und natürlich auch die Leistung an sich, wie die Tour de France komplett selbst nachzufahren, das finde ich beeindruckend. Außerdem finde ich Jürgen Klopp als Trainer und Coach faszinierend, aber auch als Mensch. Ich habe kürzlich die Biografie gelesen und würde sagen, das ist für mich ein Vorbild.

Gibt’s Strecken oder Orte auf der Welt, wo Du sagen würdest, da möchte ich unbedingt einmal Rennrad fahren?

Vor drei oder vier Jahren bin ich mit meinem damals noch gebrauchten Rennrad zusammen mit einem Freund zur Tour de France gefahren. Das war wirklich so, wie man sich das manchmal vorstellt: den alten BMW vom Kumpel genommen, Fahrräder obendrauf, „lass mal zur Tour de France fahren, wir finden schon was zum Campen“ und so, Zelt eingepackt und los. Megacoole Erfahrung. Alpe d’Huez finde ich großartig. Wir sind wir auch andere Strecken hochgefahren, aber generell würde ich einige der Passstraßen von der Tour aber auch vom Giro gern einmal ausprobieren.

Bist du als Radsportler eher Sprinter oder Bergfahrer?

Auf jeden Fall eher bergig. Hochkraxeln, das mache ich super gerne. Tendenziell mag ich Sachen, bei denen ich gut bin. Gegen einen Sprinter oder auf flacher Strecke, da habe ich einfach weniger Schnitte. Hier in der Gegend, vor allem im Bergischen, wenn man die Wupper rauf und runter fährt, gibt es ein paar echt schöne Straßen, die gut asphaltiert sind. Da fahre ich gerne am Wochenende. Da gibt’s auch viel Natur zu sehen, vorbei an den Höfen und Fachwerkbauten. Das liegt mir. Und mir liegt generell beim Sport mehr Hitze als Kälte. Im Winter bin ich eher dick eingepackt. Für mich kann’s sehr gut dreißig Grad sein, das macht mir Spaß.

Fährst du mit dem Rennrad lieber kurz, knackig und schnell, oder Mittel- oder Langdistanz?

Ich bin grundsätzlich eher ein Ausdauersportler, aber nicht die ultralangen Strecken. Ich bin noch nie mehr als 160 km am Stück gefahren. Wenn es meine Zeit erlaubt, setze ich mich lieber vier, fünf Stunden aufs Fahrrad als eine Stunde. Deswegen ist die „Rund um die Kö“-Strecke auch eine Herausforderung für mich (lacht), weil sie wirklich sehr kurz ist.

Wie bereitet Ihr Euch für „Rund um die Kö“ vor? Könnt Ihr Euch als Team überhaupt vorbereiten? Oder sagt Ihr einfach, wird schon so gehen?

Wir bereiten uns nicht so spezifisch vor wie viele der Vereinsteams, die auch antreten. Aber immerhin haben wir es letztes Jahr schon in die zweite Runde geschafft. Was wir letztes Jahr gemacht haben und was wir dieses Jahr auch machen werden, ist, uns vorher ein paar Mal treffen und üben, wie das ist, im Vierer zu fahren, und uns abzusprechen, wie wir dann auf dem Rad kommunizieren. Das ist eine Herausforderung, denn man merkt ja im schlechtesten Fall gar nicht, wenn hinten jemand rausfällt. Da haben wir letztes Jahr erlebt (lacht), dann muss man etwas langsamer fahren. Das ist sicher noch eine Herausforderung, zumal wir vom Leistungsniveau breit aufgestellt sind, auch wenn ich nicht weiß, wie das bei den anderen Teams ist. Zum Beispiel ist einer von uns sehr schnell im Vergleich zu den anderen. Derjenige muss die anderen entsprechend länger ziehen als andersherum.

Nun arbeitest Du bei einem Technik-Unternehmen. sipgate macht IP-basierte Telefonie-Software. Im Radsport gab es in den letzten Jahren auch viele technische Neuerungen wie die elektronische Schaltung usw. Gibt’s eine technische Neuerung, die Dich besonders fasziniert hat oder von der Du sagst, das ist eine echte Innovation?

Gute Frage. Auf jeden Fall ist der Radar nach hinten ein Zugewinn in puncto Sicherheit, gerade wenn man zur Arbeit pendelt und auf der Landstraße unterwegs ist. Es ist ein Vorteil zu wissen, dass sich von hinten etwas nähert, insbesondere da man die Elektroautos von heute mehr so gut hört. Außerdem hat die Software für die Rollentrainer in der Corona-Pandemie einen bemerkenswerten Sprung nach vorn gemacht. Das finde ich persönlich spannend, weil es mir die Möglichkeit gibt, besser im Training zu bleiben, wenn ich für lange Ausfahrten keine Zeit habe.

Wo könntest Du Dir vielleicht vorstellen, dass Eure Industrie für die Fahrradindustrie eine Innovation bringen könnte? Eure Arbeitsweisen oder Denkweisen zum Beispiel.

Die Fahrradindustrie ist groß. Wenn man sich die Software und Apps anschaut, denke ich, dass diese Unternehmen von der agilen Arbeitsweise bei sipgate lernen könnten. Im Produkt sieht man es natürlich nicht, wie die Teams daran arbeiten, aber gerade in der Software-Entwicklung ist es mindestens spannend, einmal bei sipgate vorbeizuschauen, falls jemand von wahoo oder Komoot dies hier liest (lacht). Was die Hardware angeht, und ich komme ja aus dem Maschinenbau, da ist es noch schwieriger, bestimmte Arbeitsweisen zu übertragen. Zumal es nicht diese „Over the air-Updates“ gibt, wie Tesla sie jetzt einführt. Aber wenn man sich vorstellt, man mietet ein Fahrrad für einen monatlichen Geldbetrag, und dann bekommt regelmäßig Updates… den Gedanken könnte man ja mal durchspielen. Aber das ist vermutlich noch zu weit weg.

Gibt’s auch Frauen bei sipgate, die Radsport machen oder das Fahrrad regelmäßig nutzen?

Ja, auf jeden Fall. Wir sind manchmal auch eine gemischte Truppe bei den Ausfahrten, aber meistens haben wir einen Männerüberschuss. Das ist in der Tech-Branche leider häufig so, dass es immer noch wenig Frauen und insgesamt zu wenig Diversität gibt. Aber auf dem Weg zur Arbeit ist das Fahrrad für alle ein wichtiges Transportmittel, denke ich. Wir haben sowohl Frauen als auch Männer, die mit dem Lastenrad zur Arbeit kommen. In den Ferien haben wir den „Mini Club“, damit die Kolleginnen und Kollegen ihre Kinder mitbringen können. Die Kids werden dann häufig im Lastenrad transportiert. Das sehe ich hier immer bei uns auf dem Hof, das ist echt toll.

Was würde für dich das Alltagsfahrradfahren oder auch das sportliche Radfahren in deinem Wohnort Köln aber auch an deinem Arbeitsort Düsseldorf besser machen?

Darauf gibt’s eine klare Antwort: mehr Radwege. Oder optimierte Radwege, damit man nicht wie in Köln alle paar Meter an einer Ampel stehen bleiben muss. Das wäre wirklich wünschenswert. Wobei ich aber sagen muss, dass mein eigener Weg zur Arbeit am Rhein entlang eine sehr schöne Strecke ist. Aber das ist eben nicht in der Stadt. In der Stadt gibt es echt viel Verbesserungspotenzial.

Danke sehr für das Gespräch!

Das Interview führte Stephan Hörsken, 1. Vorsitzender des Cycling Club Düsseldorf, im Juli 2022. Transkribiert und lektoriert wurde es von Katharina Jarzombek

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